Hier sind wir zuhause
Im Tagblatt von Zürich haben wir einen Bericht entdeckt – welcher unser Zuhause seit über 16 Jahre perfekt beschreibt/umschreibt. Wir – freshbox.ch – sind seit Gründung unseres Früchte-Kuriers in den Markthallen zuhause. Einen kleinen Einblick könnt ihr untenstehend bekommen – im Bericht von Sibylle Ambs – welcher im Juni im Tagblatt erschienen ist:
AM PULS Während Zürichs Trendquartier noch tief schläft, ist im Engrosmarkt in Zürich-West ab Mitternacht Hochbetrieb. Auf der Drehscheibe für frische Früchte und Gemüse wird im Verlauf einer Nacht rund eine Million Franken Umsatz gemacht. Für die Serie «Am Puls» ebenfalls früh auf den Beinen: «Tagblatt»-Reporterin Sibylle Ambs.
Wenn die Nachtschwärmer im Toni-Areal noch beim Schlummertrunk sitzen, beginnt ein paar Blocks weiter an der Aargauerstrasse 1 bereits der Arbeitstag auf dem Areal des Engrosmarktes Zürich. Denn bereits um Mitternacht treffen die ersten Lastwagen mit Früchten und Gemüse aus der ganzen Welt ein. Bis Tagesanbruch werden es 60 bis 70 LKW sein, die an der fast 500 Meter langen Laderampe angedockt haben.
Der Zürcher Engrosmarkt ist der einzige seiner Art in der Schweiz. «Noch bis Anfang der 1980er-Jahre fand der Früchte- und Gemüsemarkt unter freiem Himmel direkt an den Bahnschienen statt», so Michael Raduner, Geschäftsführer der Zürcher Engros-Markthalle AG. «Heute stehen drei Hallen auf dem Areal mit einer Verkaufsfläche von 6300 Quadratmetern. Wir haben mehr als 40 Mieter, alles Schweizer Firmen und nicht wenige davon schon seit über 40 Jahren.» Im Untergeschoss der Hallen stehen weitere 5000 Quadratmeter Lager- und Kühlräume zur Verfügung. Auf dem Engrosmarkt gibt es Früchte, Gemüse, Tiefkühl- und Molkereiprodukte aus der ganzen Welt, aber auch aus der Region. Neben dem gängigen Angebot finden sich hier auch Raritäten und Spezialitäten für Gastronomen, Grossisten, Detaillisten und Marktfahrer. Während sich die 120 LKW-Plätze langsam füllen, bereiten die Verkäufer in den Hallen die ersten Warenlieferungen vor. Sie alle haben bis spät in die Nacht Bestellungen von Restaurants oder Detailhändlern entgegengenommen und stellen diese nun zusammen. Die Waren werden später abgeholt oder ausgeliefert. Parallel dazu werden die Stände aufgebaut und die Produkte für die Kunden präsentiert, denn um Punkt 4.15 Uhr öffnet sich die Schranke für die Einkäufer. «Neben den Verkaufshallen haben wir einen Aussenbereich für die regionalen Produzenten», so Michael Raduner. «Jeweils dienstags, donnerstags und freitags bieten hier 15 regionale Anbieter ihre Ware an.» Einer von ihnen ist Thomas Käser von Gemüse Käser & Co. aus Birmensdorf. «Ich fahre um zwei Uhr morgens los und bin kurz vor halb drei vor Ort.» Meist kommt Käser auf dem Engrosmarkt kaum dazu, alle Paletten abzuladen, bevor der erste Kunde dasteht. «Wir haben Stammkunden, aber auch solche, die spontan etwas kaufen, was sie an anderen Orten nicht gefunden haben.» Nebenan bei Beat Huber aus Buchs gibt es heute vor allem eine grosse Salatauswahl: «Die Gemüsesaison geht gerade erst los. Diese Woche konnten wir den ersten Blumenkohl und Broccoli schneiden, jetzt warten wir auf den Romanesco und den Zucchetti.» Das Sortiment von Ernst Kämpf aus Oberlunkhofen sticht vor allem durch seine Farbenvielfalt hervor: «Wir bieten Spezialitäten an, die man nicht überall findet.» Zum Beispiel Radieschen in allen Farben von violett bis gelb oder winzig kleine, leuchtend orange Rüebli mit langem, fülligem Kraut. Sowohl der Blumenkohl von Beat Huber wie auch die farbigen Radieschen von Anbieter Kämpf könnten frischer kaum sein: Das meiste davon wurde am Vortag geerntet und direkt in die Verkaufskisten verpackt. Preisschilder sucht man übrigens vergebens, die Ware ist nicht angeschrieben. «Die Marktpreise variieren natürlich, sind aber grundsätzlich bekannt. Man darf auch ein bisschen märten», so Michael Raduner. Bezahlt wird entweder in bar oder per Rechnung.
Auch der letzte Kunde erhält genügend Frischware
Inzwischen steht der Markt kurz vor der Eröffnung: An den Schranken haben sich bereits Lieferwagen in Position gebracht. «Unsere Kunden erhalten von uns eine Zutrittskarte, mit der sie von Montag bis Samstag hier einkaufen können.» Es gab schon Zeiten, da war ein regelrechter Run auf die Rampen, jeder wollte möglichst schnell an seinen angestammten Platz gelangen. Heute geht es gesittet zu und her, und Raduner kann beruhigen: «Es gibt auch für den letzten Kunden noch genügend Frischware.» Während die einen ungeduldig auf Einlass warten, hauen sich die anderen eine Runde aufs Ohr: Auf dem Parkplatz stehen die LKW, die bereits entladen haben. Die Kabinen sind dunkel, die Chauffeure haben sich für ein Stündchen oder länger schlafen gelegt. Denn mit einem leeren Lastwagen gilt auch für sie das Nachtfahrverbot, das in der Schweiz bis fünf Uhr morgens dauert.
Was auffällt: Trotz der ungastlichen Stunde herrscht eine freundliche, ja fast familiäre Stimmung in den Hallen und auf den Laderampen. Inmitten von geschäftigem Treiben und zahlreichen Gabelstaplern, Rollwagen und Sackladern sind Händler wie Lieferanten und Kunden entspannt, es werden Sprüche geklopft und Hände geschüttelt. Fabio Micaglio von der Hans Jaeger AG ist jeden Tag beziehungsweise jede Nacht sechsmal die Woche hier in der Halle. «Unsere Verkaufsfläche ist relativ gross, aber für uns natürlich immer noch zu klein», meint er lachend. «Unsere Ware kommt vor allem aus Europa, einiges auch aus Übersee.» Die Kisten quellen über mit saftigen Zitrusfrüchten, frischen Aprikosen und Kirschen. Mittendrin steht Santino Micaglio, sein Vater, an der Kasse. «Die Firma hat meinem Vater gehört, ich bin sein Nachfolger. Man muss schon ein bisschen angefressen sein von der Materie, dass man sechsmal pro Woche so früh aufsteht», meint Fabio Micaglio augenzwinkernd.
Gleich gegenüber bei Obsthandel Würsch begutachtet Geschäftsführer Ernst Suter eine seiner frischen Artischocken. «Wir haben viele saisonale Produkte, hauptsächlich aus Frankreich. Die Erdbeeren kommen aber aus der Schweiz, und die Spargel beziehen wir eigentlich aus der Donauregion.» Wegen des schlechten Wetters musste er aber dieses Jahr auf einen anderen Anbieter ausweichen. «Spargel brauchen eine konstante Temperatur, damit sie schön wachsen, sonst gibt es nur dünne Stängel. Ich bin froh, ist die Spargelsaison vorbei.»
Vorbei ist auch bald der Arbeitstag auf dem Engrosmarkt. Der Imbissstand an der Rampe füllt sich. Auch wenn man dort bereits seit ein Uhr morgens Kaffee oder auch eine Wurst vom Grill bekommt, beginnt jetzt, wenn die Sonne langsam über den Dächern von Zürich-West aufsteigt, der gemütliche Teil des Morgens. Auch heute wurden wieder rund 800 Tonnen Frischprodukte für rund drei Millionen Franken an Endverbraucher verkauft.